Von Benedikt Bögle
Montebello, der Weihbischof von Neapel, bekommt ein besonderes Geburtstagsgeschenk: Eine mittelalterliche Handschrift der „Legenda Aurea“. Doch ihm fällt eine Besonderheit auf: In dem Buch befindet sich eine Skizze, die von einem bedeutenden Gelehrten der Renaissance stammt. Gemeinsam mit seinen Freunden kommt er auf die Bedeutung der Skizzen: Es scheint, als würden sie andeuten, unter dem Petersdom sei nicht nur der heilige Petrus selbst, sondern auch seine Ehefrau begraben. Aus der Heiligen Schrift ist bekannt, dass Petrus ursprünglich verheiratet war. Würde nun seine Ehefrau mit ihm nach Rom gekommen und dort gestorben sein, hätte die Ehe dauerhaften Bestand gehabt.
Montebello und seine Freunde – sein Sekretär, eine Wissenschaftlerin, sein Chauffeur – gehen nach Rom und berichten dem Heiligen Vater von ihrer Entdeckung. Sie sollen gemeinsam mit dem vatikanischen Chef-Archäologen das Grab ausfindig machen. Bald aber merkt die Gruppe, dass etwas nicht stimmt. Unter dem Petersdom baut ein chinesisches Unternehmen eine neue U-Bahn-Linie: Ein diplomatisches und bautechnisches Wunderwerk. Doch die Arbeiter setzen verbotene Technologien ein. Der Chef-Archäologe wiederum unterstützt Montebello und sein Team nur zum Schein. Immer mehr Menschen sterben im Vatikan oder entrinnen nur sehr knapp dem Tod. Es wird gefährlich – für Montebello und seine Freunde, aber auch für den Papst selbst, dessen Gegner aufstehen und die Revolte planen.
„Dämonen im Vatikan“ ist der dritte Kriminalroman von Stefan von der Lahr nach „Das Grab der Jungfrau“ und „Hochamt in Neapel“. Der Altertumswissenschaftler und Lektor von der Lahr präsentiert abermals einen archäologischen Krimi, der um theologische und (kirchen-)politische Themen kreist. Wie schon in den Vorgängerbänden verbindet der Autor Themen miteinander, die auf den ersten Blick nicht funktionieren können – hier: die theologische Frage nach dem Zölibat, die archäologische Frage nach dem alten, unter dem Petersdom gelegenen römischen Zirkus, die politische Frage nach der Haltung des Westens gegenüber China und die Frage nach dem internationalen Drogenhandel. Eigentlich kann das nicht funktionieren und muss im Chaos enden. Stefan von der Lahr indes gelingt es, einen hervorragenden Krimi aus den Sujets zu schaffen.
Sein Roman ist gebildet und überraschend, seine Herangehensweise neu. Am ehesten lassen sich seine Bände mit Dan Brown vergleichen, wobei von der Lahr deutlich besser abschneidet. Sein Stil ist hervorragend – einzig die ständig wiederholten kirchlichen Ehrenbezeichnungen wirken etwas verkünstelt. Dafür überzeugt von der Lahr mit erheblichem kirchlichen Fachwissen – auch das keine Selbstverständlichkeit. Dass der Autor annimmt, in der katholischen Liturgie würde ein Messbuch beim Einzug vorangetragen an Stelle des Evangelienbuches, darf man da getrost als die einzige theologische Ungenauigkeit ignorieren.
Stafen von der Lahr: Dämonen im Vatikan
C.H. Beck 2023, 441 Seiten, EUR 22
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