Von Benedikt Bögle
Marc Aurel dürfte mit Sicherheit zu den eher bekannteren Kaisern der römischen Geschichte gehören. Das liegt sicherlich auch an seinem berühmten Werk: Den „Selbstbetrachtungen“, die im Griechischen schlicht den Namen „Über sich selbst“ tragen. Eine neue Ausgabe dieses Klassikers ist nun im Reclam-Verlag erschienen. Es bietet neben dem Text umfangreiche Anmerkungen, ein Nachwort von Gernot Krapinger und den Nachdruck eines Essays von Bundeskanzler a.D. Helmut Schmidt.

Marc Aurel wurde 161 Kaiser im römischen Weltreich. In seinen Selbstbetrachtungen reiht er Aphorismen aneinander. die Ausdruck der stoischen Philosophie sind, der es beständig darum geht, die Leidenschaften des Menschen gelassen zu ertragen, beinahe zu ignorieren. Gleichzeitig spielt Pflichtbewusstsein und Verantwortung eine große Rolle für den Kaiser und seine Ausführungen. Dabei war er mit Sicherheit nicht nur ein Mensch, dem Bewunderung gezollt werden konnte oder kann. Das beschreibt besonders das Nachwort Helmut Schmidts, der schon zur Konfirmation einen Band der Selbstbetrachtungen bekommen hatte.
Der Altkanzler schrieb in seinem Aufsatz aus dem Jahr 2015 für die Zeit: „Marc Aurel ist ein gutes Beispiel dafür, dass das Bild eines Menschen im Lauf der Geschichte sich vollkommen ablösen kann von der historischen Figur.“ Für uns der Philosophenkaiser, für seine Zeitgenossen aber der Mann, der wieder extensiv Krieg führte, um vermeintlich das Reich zu stabilisieren. Und dennoch wurden seine Selbstbetrachtungen, eigentlich wohl gar nicht für eine Veröffentlichung gedacht, zum Klassiker der Weltliteratur.
Marc Aurel: Selbtsbetrachtungen. Übersetzt und herausgegeben von Gernot Krapinger. Mit einem Begleittext von Helmut Schmidt (+)
Reclam 2019, 272 Seiten, EUR 24