Von Benedikt Bögle

Mit biblischen Kommentaren ist das so eine Sache. Oft sind sie sehr umfangreich und sehr teuer. Sie überfordern einen durchschnittlichen, nicht wissenschaftlich gebildeten Leser, indem sie intensive Quellenkritik betreiben, auf das griechische oder hebräische Original eingehen und damit vertiefte Kenntnisse voraussetzen. Diese Kommentare sind wichtig, sie sind für die biblische Wissenschaft unersetzlich – und doch in vielen Fällen nichts für Gläubige, die sich für die Heilige Schrift interessieren. In diese Lücke sticht Wilfried Eisele mit einem Kommentar zum Lukasevangelium: „Das Lukasevangelium. Gott macht Geschichte.“ Der Band erinnert an zwei von Ludger Schenke erschienene Bücher zu Markus und zu Johannes. Der Aufbau von Eiseles Band ist zwar ähnlich, setzt aber durchaus auch eigene Schwerpunkte.
Eisele gliedert das Lukasevangelium in sechs größere Abschnitte. Beinahe im Stile eines Essays legt der Autor sodann die einzelnen Periskopen aus; dies geschieht nicht vollständig. Die ein oder andere Bibelstelle fehlt leider – ermöglicht so aber ein noch kompaktes und handliches Buch. Die Auslegungen sind knapp. Sie eignen sich hervorragend für Gläubige, die sich für eine bestimmte Bibelstelle interessieren und etwas nachlesen wollen. Das Buch eignet sich aber auch für alle, die sich vertiefter mit dem Lukasevangelium auseinandersetzen und es vielleicht sogar am Stück lesen wollen. Besonders hilfreich ist da ein Perikopenindex am Ende des Buches; er stellt auf, an welchem Sonntag der kirchlichen Lesejahre die jeweiligen Bibelabschnitte aus dem Lukasevangelium greifen.
Wilfried Eisele: Das Lukasevangelium. Gott macht Geschichte
Herder 2021, 157 Seiten, EUR 18