Von Benedikt Bögle

Axel Petermann war Polizist; als Leiter einer Mordkommission in Bremen hat er in Fällen ermittelt – jetzt aber ist er in Rente. Dennoch lässt ihn das Verbrechen nicht los. Weiterhin nimmt er Fälle an, in denen seine Hilfe gebraucht wird. Pro Bono arbeitet er für Personen, die ein Mordfall nicht loslässt – weil sie mit dem Opfer verwandt waren oder weil sie nicht daran glauben wollen, dass der Verurteile die Tat auch wirklich begangen hat. In seinem Buch „Im Auftrag der Toten“ berichtet Petermann über drei dieser Fälle und schildert seine Ermittlungen.
Da ist zunächst der Fall einer gebürtigen Deutschen, die nach Griechenland auswanderte und dort unter seltsamen Umständen starb: Sie wurde erhängt in der Wohnung ihres Erfreuendes aufgefunden; der aber scheint ein Alibi für den Zeitpunkt des Todes zu haben. Also verbucht die Polizei von Athen den Fall als Selbstmord – Mutter und Vater des Opfers wollen daran aber nicht glauben. Sie engagieren Petermann, der nach Athen reist, Gespräche führt und Jahre nach der Tat auf Spurensuche geht.
Im zweiten Fall geht es um zwei Mädchen, die vor Jahrzehnten in der Schweiz verschwanden und Wochen später tot in einer Höhle gefunden wurden. Der wahre Täter wurde nie gefunden – die Menschen sind vielmehr der festen Überzeugung, er lebe noch immer unter ihnen. Petermann spricht mit Zeugen, ermittelt, geht verschiedene Tatvarianten durch. Bis ins Detail stellt Petermann die Auffindesituation der Leichen nach und kann ein erstaunlich detailliertes Täterprofil erstellen.
Im dritten Fall schließlich geht es um den gewaltsamen Tod einer wohlhabenden Münchner Witwe, die ein riesiges Loft über einer Parkgarage bewohnte. Das besondere an diesem Fall: Der Täter wurde gefasst und zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilt. Nur: Die Familie glaubt nicht an seine Täterschaft. Also beginnt Petermann wieder zu ermitteln, wertet Jahre alte Spuren aus, konsultiert Experten.
Allen drei Fällen ist eines gemeinsam: Petermann kann sie am Ende nicht wirklich lösen. Weder kann er beweisen, dass der Exfreund die deutsche Frau in Athen ermordete, noch kann er sicher sagen, wer die beiden Schweizer Mädchen tötete. Im letzten Fall hatte ein Wiederaufnahmeverfahren – zumindest in erster Instanz – ebenfalls keinen Erfolg. Der Geschichte tut das aber nichts ab; vielmehr werden Petermanns Schilderungen umso spannender. Der Leser bleibt am Ende immer mit einem Fragezeichen zurück. Überhaupt: Der Autor schildert seine Fälle spannend, bisweilen gehen sie vielleicht etwas zu sehr in komplexe Details. Auch sprachlich könnte man an der ein oder anderen Stelle nachbesser, etwas weniger Amtsdeutsch verwenden. Dennoch ist „Im Auftrag der Toten“ ein alles in allem spannender Band, der hervorragende Unterhaltung bietet.
Axel Petermann: Im Auftrag der Toten. Cold Cases. Ein Profiler ermittelt
Heyne, 2. Aufl. 2021, 384 Seiten, EUR 14