Von Benedikt Bögle

Die Gestaltung von Verträgen hat im Jura-Studium kaum Raum. Das Studium, die Ausbildung und die Klausuren sind im Wesentlichen auf die Perspektive des Richters zugeschnitten, der einen in der Vergangenheit liegenden Sachverhalt rechtlich würdigen muss. Doch in der Praxis erscheint auch die entgegengesetzte Perspektive relevant; die des beratenden Rechtsanwalts, der einen in der Zukunft liegenden Sachverhalt gestalten soll. Es geht um Kaufverträge, Schenkungen, Gründungen von Gesellschaften, Eheverträge und Testamente. Diese Fragen der Vertragsgestaltung können und sollen mittlerweile durchaus auch Thema juristischer Klausuren sein. Eine Einführung in die Thematik bietet das bei C.H. Beck erschienene Buch von Notar Dr. Christoph Moes: „Vertragsgestaltung“. Der Autor bietet zunächst in dem Werk, das sich an Studierende bzw. Referendare wie auch an Berufsanfänger richtet, eine allgemeine Einführung. Was ist bei Verträgen zu berücksichtigen? Wie ist etwa mit Vorleistungen umzugehen? Wie erreicht man synallagmatische Verknüpfungen? Am Ende des Bandes stehen dann bestimmte Rechtsbereiche, die der Autor etwas genauer in den Blick nimmt – vor allem das Gesellschaftsrecht, das Erbrecht und das Familienrecht.
Zunächst: Dieser Band ist sehr gut zu lesen. Moes bietet eine gute Struktur, übersichtliche Ausführungen, verständliche Sprache. Der Autor könnte sicherlich ein wenig mehr Beispiele bringen, kann im Wesentlichen aber durchaus überzeugen. Aus der Perspektive eines Referendars hätte man sich aber deutlich ausführlichere Texte zu bestimmten Rechtsgebieten gewünscht. Im Immobilienrecht etwa stellen sich in Kautelarklausuren immer wieder Probleme rund um Nießbrauch, Dienstbarkeiten und Reallast. Das sind Themen, die ihm Studium im Rahmen des Sachenrechts eigentlich überhaupt keine Rolle gespielt haben – plötzlich aber soll man möglichst gut beraten können. Ähnlich liegt es auch im Gesellschafts-, Erb- und Familienrecht. Auch dort sollte der Blick auf bestimmte „Tricks“ geschärft sein, mittels derer die Mandanten möglichst optimal beraten werden können. Gerade dazu aber wären breitere Ausführungen wünschenswert. Ansonsten aber bietet Moes eine sehr sinnvolle Einführung in die Vertragsgestaltung.
Christoph Moes: Vertragsgestaltung
C.H. Beck 2020, 267 Seiten, EUR 26,90