Von Benedikt Bögle

Brunetti muss einen folgenreichen Fall aufklären: Zwei junge, ausländische Frauen werden mitten in der Nacht mit einem Boot vor dem Krankenhaus ausgesetzt. Sie sind schwer verletzt. Zwei Männer haben sie hergebracht, niemanden alarmiert und sind sofort wieder verschwunden. Schnell sind die Täter ermittelt, schnell wird klar: In der Dunkelheit dachten die beiden jungen Männer, einen Notknopf betätigt zu haben – nur: Seit Monaten ist der schon deaktiviert. Eigentlich ist der Fall damit durch. Bald aber fällt Brunetti auf, dass einer der beiden Männer Angst vor seinem Onkel hat. Dieser ist Inhaber eines Frachtunternehmens. Irgendetwas stimmt mit ihm, seinem Unternehmen und seinen Umsätzen nicht. Wie immer beginnt Brunetti zu ermittelt, fragt sich herum – schließlich kennt in Venedig jeder jeden. Am Ende verhärtet sich der Verdacht: Der Transportunternehmer ist in Menschenhandel verwickelt. Aus dem beinahe routinemäßigen Fall entwickelt sich eine spektakulärere Ermittlung.
Donna Leon hat in „Flüchtiges Begehren“ einmal mehr mit die drängenden Fragen der Zeit aufgegriffen. Auch hinter der romantischen Kulisse Venedigs findet das Verbrechen statt – nicht nur Diebstähle, sondern auch Tötungsdelikte und weitere unsagbare Verbrechen. Leon schafft es einmal mehr, einen nur scheinbar langsam dahinfließenden Roman vorzulegen, hinter dessen Oberfläche sich dann doch die entscheidenden Fragen der Menschheit verbergen. Einmal mehr: Sehr lesenswert.
Donna Leon: Flüchtiges Begehren. Commissario Brunettis dreißigster Fall
Diogenes 2021, 315 Seiten, EUR 24
Ein Kommentar zu „Brunettis dreißigster Fall“