Von Benedikt Bögle

Markus Söder hat es geschafft. Selbst wenn er nicht zum Kanzlerkandidaten der Union gekürt wird: Diesen Mann muss Deutschland auf der Rechnung haben – über die Bundestageswahl in diesem Jahr hinaus. Seine Karriere in Bayern verlief geradlinig: Vorsitzender der Jungen Union, Generalsekretär, Minister, Ministerpräsident, Parteivorsitzender. Und das alles mit nicht wenigen Gegnern in der eigenen Partei, sogar Horst Seehofer wollte ihn als seinen Nachfolger verhindern – und gab sich nicht einmal sonderlich viel Mühe, das zu verbergen. Am Ende ist es ihm nicht gelungen. Markus Söder ist der „Unvermeidbare“.
„Söder“. Diesen Titel trägt eine bei Hoffmann und Campe erschienene Biographie der Spiegel-Journalistin Anna Clauß. Der Untertitel: „Eine andere Biographie“. Anders ist an dieser Biographie, dass ihr der klassische, bisweilen langweilende Aufbau fehlt. Kindheit, Jugend, Studium. Clauß setzt eher auf einzelne Situationen, auf politische Augenblicke, die etwas sagen können über den Menschen und Politiker Markus Söder. Clauß beschreibt das Vorgehen Söders und seziert so einige Merkmale seiner zumindest politischen Persönlichkeit. Seine Fähigkeit, Gefolgschaften zu knüpfen, sich selbst zu inszenieren und sich damit unvermeidbar zu machen. Für Söder sprachen in Bayern zunächst weder Umfragenwerte noch Wahlergebnisse. Er hat es trotzdem geschafft. Er hat es geschafft, dass in der bayerischen Politik zumindest in absehbarer Zeit niemand um ihn herumkommt.
Anna Clauß‘ Biographie ist lesenswert. Sie ist es dieser Tage natürlich besonders mit Blick auf die mögliche Kanzlerkandidatur Söders. Sie wird es aber auch darüber hinaus sein als das Porträt eines Mannes, der – wie auch immer die Entscheidung der Union ausgehen möge – die Politik in Deutschland wohl auch in den kommenden Jahren prägen wird. Und sie ist schlicht unterhaltsam, ja, bisweilen gar spannend.
Anna Clauß: Söder. Die andere Biographie
Hoffmann und Campe, 2. Aufl. 2021, 175 Seiten, EUR 20