Von Benedikt Bögle

Es wirkt, als sei es Zufall: Milan begegnet mitten in Berlin einem kleinen Mädchen. Es sitzt mit einem Mann und einer Frau im Auto, weint und hält einen Zettel an die Scheibe: „Das sind nicht meine Eltern.“ Milan reagiert sofort: Wurde das kleine Mädchen etwa entführt? Er folgt dem Auto bis zu einem Haus, das er später mit seiner Freundin Andra betritt. Und tatsächlich: Es scheint, als sei das Mädchen entführt worden zu sein. Unmittelbar meldet sich der vermeintliche Vater: Es ist jetzt an Milan, das Mädchen vor dem Tod zu bewahren. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt, der zugleich auch eine Reise in die Vergangenheit wird, in Milans Kindheit. Immer mehr Zusammenhänge mit Milans Kindheit und Jugend hängen mit dem Entführungsfall zusammen – war es doch nicht der reine Zufall, der Milan das entführte Kind sehen und verfolgen ließ?
Mit „Das Geschenk“ hat Sebastian Fitzek einen mitreißenden Thriller geschaffen. Der Leser wird immer mehr verwirrt. Die scheinbar so einfache Geschichte wird immer komplexer. Und Fitzek schafft es, immer wieder auch Milans Analphabetismus einzuflechten und so auch eine kleine Kritik an der Gesellschaft in den Mittelpunkt zu stellen. Schließlich stellt der Autor eine nicht ganz leichte Frage: Was ist eigentlich das Böse? Kann es vererbt werden? Gibt es Menschen, die einfach böse sind – immer schon, weil es ihnen in den Gegen liegt? „Das Geschenk“ ist ein fesselndes Buch, das man kaum mehr aus den Händen legen kann.
Sebastian Fitzek: Das Geschenk
Droemer 2019, 367 Seiten, EUR 22,99