„Anpacken, nicht einpacken!“

Von Benedikt Bögle

Copyright: Herder

Die katholischen Pfarreien sind in der Krise – nun, zumindest im deutschsprachigen Raum. Die Anzahl nicht nur der Gottesdienstbesucher wird kleiner, sondern auch die der Menschen, die sich aktiv in ihre Gemeinde einbringen wollen. Also: Die katholische Kirche muss als Gemeinschaft wieder mehr begeistern. Wie das geht, versucht Ferdinand Kaineder im Herder-Verlag darzutun: „Anpacken, nicht einpacken! Für Gemeinschaft, die begeistert“ soll eine Anleitung zu einer lebendigeren Gemeinschaft sein. Tatsächlich ist es eigentlich eine Autobiographie des Autors Kaineder, der Mediensprecher im Bistum Linz und später für die Ordensgemeinschaften Österreichs war. Es geht beinahe ausschließlich um seine persönliche Erfahrungen, die er auf Wanderschaft oder anderswo gemacht hat. Ferdinand Kaineder ist zudem Theologe; gerade hier hätte man sich anderes erwartet. Schon am Beginn des Bandes gibt er freimütig zu, als Laie und ehrenamtlicher Mitarbeiter seiner Gemeinde über sechzig Kinder getauft zu haben – nach geltendem Kirchenrecht absolut unerlaubt, es sei denn, alle sechzig Kinder seien – was getrost bezweifelt werden darf – kurz vor dem Tod gestanden. Als dann ein neuer Pfarrer kam, habe dieser „die klerikale Trennung wieder eingeführt“. Nun, man könnte auch sagen: Den illegalen Zustand beseitigt.

Später geht es nochmals um Hierarchie und Laien innerhalb der Kirche und Kaineder schreibt nun: „Wenn die Hierarchiekirche die Reformen nicht macht, muss die Synodalkirche die zukunftsnotwendigen Reformen einfach tun.“ Zweierlei daran ist erstaunlich: Erstens hat man lange schon niemanden mehr derart offen für das Schisma werben hören. Zweitens ist auch eine derartige Äußerung bar jeder theologischer Reflexion vorgetragen. Wenn aber nicht einmal mehr Theologen theologisch argumentierten, das Gesagte wissenschaftlich reflektieren und begründen – ja, wer denn dann? Durch den ganzen Band zieht sich eine Logik des „einfach machen“. Das kann aber doch nicht maßgebend für eine Religion wie das Christentum sein, die seit ihrem Bestehen Wert auf wissenschaftliche Reflexion legt. Sicher, es braucht manchmal Mut; manchmal muss man neue Schritte wagen. Aber ganz so einfach ist es dann wohl doch nicht immer. Am Ende bleibt leider ein konturloses Buch. An manchen Stellen mag man positive Ansätze des Autors erkennen. Im Gesamten bleibt es aber eine Aneinanderreihung anekdotischer Begebenheiten aus dem Leben des Autors.

Ferdinand Kaineder: Anpacken, nicht einpacken! Für eine Gemeinschaft, die begeistert
Herder 2020, 238 Seiten, EUR 20

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