Von Benedikt Bögle

Die Auseinandersetzungen zwischen Römern und Germanen scheint bisweilen etwas mythisches zu haben; das mag nicht zuletzt an den verschiedenen Geschichtsbildern liegen. Waren die Germanen schlicht Barbaren? Oder nicht eher die Römer fremde Invasoren? War Arminius – oder Hermann – ein erster Held der Deutschen Nation? Oder doch eher der Führer eines kleinen Stammes, der die Gunst der Stunde nutzte, den Römern in den Rücken zu fallen? Licht in das Dunkel zwischen Römern und Germanen bietet ein Band von C.H. Beck: „Gladius. Roms Legionen in Germanien“ von Thomas Fischer. Der Professor für Archäologie bietet verschiedene Schlaglichter auf die römische Geschichte in Germanien. Er stellt die verschiedenen, bisweilen eher unklaren, wenig statischen Grenzverläufe dar. Fischer schreibt als Archäologe über die verschiedenen Truppenorganisationen, über Lager und Kastelle, über die Ausrüstungen der Soldaten. Er beschreibt Wirren, Konfrontationen und friedliche Koexistenz. Seine Darstellungen überzeugen insbesondere durch verschiedene Aspekte, die der Autor miteinander verbindet. Es geht eben nicht nur um eine reine Geschichtsschreibung, die verschiedene Stadien der Beziehungen darstellt. Vielmehr haben auch Kultur und Leben in Germanien, die verschiedenen Interessen und das Ende des römischen Reiches ihren Platz. Einzig etwas schwer zu folgen ist die Gliederungen dieses Bandes – der im übrigen aber überzeugen kann.
Thomas Fischer: Gladius. Roms Legionen in Germanien
C.H. Beck 2020, 344 Seiten, EUR 26