Von Benedikt Bögle
In Venedig staut sich die sommerliche Hitze, als Commissario Guido Brunetti und seine Kollegin Claudia Griffoni in ein Hospiz gerufen werden. Eine junge, an Krebs leidende Frau wollte unbedingt noch einmal mit der Polizei sprechen. Viel können die beiden Commissari nicht verstehen. Klar ist nur: Der Mann der sterbenden Frau scheint schmutziges Geld mit nach Hause gebracht zu haben, um dadurch die erforderlichen Krankenhausaufenthalte zu finanzieren. Nur: Dieser Mann starb selbst vor kürzester Zeit bei einem Motorradunfall. Brunetti beginnt zu ermitteln. Ins Visier gelangt schnell der Arbeitsplatz des Toten. Als Techniker war er für die Sicherheit des Trinkwassers zuständig. Könnte es sein, dass er in diesem Zusammenhang schlechtes Geld angenommen hat? Der Plot ist für einen geübten Donna-Leon-Leser eigentlich vorhersehbar. Überraschungen? Keine, zumindest keine großen.

Auch in „Geheime Quellen“ wiederholt sich das Thema, das ständig durch Donna Leons Krimis plätschert: Der marode und abgewirtschaftete italienische Staat, die allgegenwärtige Bestechung, die moralische Verkommenheit der Politiker und höheren Beamten. Natürlich wird, auch das eigentlich wie immer, der Krimi noch garniert durch einen kleinen Nebenschauplatz. Dieses Mal geht es um stehlende Kinder. Das ist der soziale Akkord im Buch. Das Thema des Umweltschutzes, ebenfalls ja allgegenwärtig in Donna Leons Krimis, kommt natürlich wiederum zum Tragen. Dieses Mal sogar im Hauptthema des Bandes.

Ohne Zweifel: Donna Leon kann unterhalten. Das konnte sie beim ersten Band, das kann sie auch nun bei Brunettis 29. Fall. Allerdings: Irgendwann wiederholen sich die Plots. Nicht, dass bereits Erzähltes nochmals geboten würde – nein. Aber die Themen wiederholen sich: Aufgrund dunkler Absprachen oder korrupter Mauscheleien muss einer sterben. Entweder weil er zu viel wollte oder weil er aussteigen wollte. Brunetti kommt der Korruption auf die Spur. Am Rande geht es um den Umweltschutz. Nicht, dass dies nicht ein gewichtiges Thema wäre. Ganz im Gegenteil. Es wiederholt sich nur eben auch. Das zum Buch gehörende Hörbuch wurde von Joachim Schönfeld gelesen. Sein sanfter Tonfall passt hervorragend zur Melodie der Erzählung. Gleichzeitig versteht er es, die kleinen und sanften Witze noch besser hervortreten zu lassen.
Donna Leon: Geheime Quellen. Commissario Brunettis neunundzwanzigster Fall
Diogenes 2020
Als Buch: 316 Seiten, EUR 24
Als Hörbuch: 7 CDs, EUR 26
Ein Kommentar zu „Geheime Quellen in Venedig“