Eine Geschichte aus Matheaufgaben

Von Benedikt Bögle

Jeder kennt sie: Textaufgaben aus dem Mathebuch. Mal mehr, mal weniger gelungen, versuchen sie, den Stoff in einen lebenswirklichen Kontext einzubetten. Gefragt wird nicht etwa nach einer bloßen Wahrscheinlichkeit, sondern beispielsweise nach den Chancen, bei einem gewissen Kartenspiel zu gewinnen. Das macht Mathematik anschaulicher, vielleicht sogar ein klein wenig interessanter. Eine neue Entwicklung ist das dabei nicht: Schon im Kaiserreich wurden Textaufgaben an die Schüler gestellt. Das zeigt nun der Mathelehrer Bernhard Neff: „Legen 5 Soldaten in 2 Stunden 300 Quadratmeter Stolperdraht… Die lustigsten Matheaufgaben von 1890 bis heute“ ist bei Riva erschienen.

Copyright: Riva

Der Autor hat in unzähligen Mathebüchern Textaufgaben gesammelt: Aus dem Kaiserreich wie aus der Weimarer Republik, aus der Zeit der nationalsozialistischen Terrorherrschaft, aus DDR und BRD. Das Buch ist erheiternd, an einigen Stellen bleibt das Lachen aber doch im Halse stecken. Denn die Aufgaben zeigen vor allem, wie bei vermeintlich unverdächtigen Matheaufgaben politische Ideologie zum Einsatz kommt. So etwa hatten Schüler 1941 zu berechnen, wieviele Häuser 27 Flugzeuge zerstören können, die mit jeweils 32 Bomben a 50 kg beladen sind. 1943 mussten Schüler die prozentuale Aufteilung der Weltbevölkerung in Rassen berechnen.

Der Autor nimmt das humorvoll. Vielleicht durchaus zurecht, gerade die Rechenaufgaben aus der BRD-Geschichte sind teilweise einfach peinlich. Gleichzeitig aber regt der Band zum Denken an. Denn er zeigt, wie einfach es ist, schon Schüler in einem vermeintlich unbedarften Gebiet – Mathematik! – mit einer bestimmten Ideologie zu bombardieren.

Bernhard Neff: Legen 5 Soldaten in 2 Stunden 300 Quadratmeter Stolperdraht… Die lustigsten Matheaufgaben von 1890 bis heute
Riva 2019, 144 Seiten, EUR 8,99

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