Ein Kommentar zum jüdischen Neuen Testament?

Von Benedikt Bögle

Ein „Kommentar zum jüdischen Neuen Testament“ – tiefe Einsichten möchte man davon erwarten. Die christliche Theologie versteht ja zum Glück immer mehr, wie wichtig nicht nur ihre jüdischen Wurzeln sind, sondern wie wichtig gerade auch der Dialog mit dem Judentum ist. Antworten zu jüdischen Wurzeln im Neuen Testament erwartet man, Anregungen für den Dialog mit unseren jüdischen Brüdern und Schwestern. Bei SCM ist ein solcher Kommentar erschienen. Er stammt von David H. Stern und wurde von Sieglinde Denzel und Susanne Naumann übersetzt.

Copyright: SCM

David Stern bezeichnet sich als messianischen Juden, man kann aus den Einführungen nur erahnen, dass er sich also als Juden versteht, der aber zugleich an Jesus Christus als den Messias glaubt. Sichtbar wird das etwa daran, dass fortwährend die jüdische Version der Namen aus dem Neuen Testament verwendet wird. Jesus ist Jeschua, Matthäus Matitjahu, Jerusalem Jeruschalajim. Viele der Aspekte aus diesem Kommentar sind zudem sehr interessant.

Leider aber handelt es sich nicht um einen wissenschaftlichen Kommentar im eigentlichen Sinn. Während der weitaus größte Teil der biblischen Wissenschaft heute etwa zu dem Schluss kommt, der zweite Thessalonicherbrief stamme nicht vom Apostel Paulus selbst, erwähnt der vorliegende Kommentar dies mit keinem einzigen Wort. An wen richtet Paulus seinen Galaterbrief? An die Region Galatien oder an die von dem Römern so benannten Provinz Galatien? Diese klassischen Eimnleitungsfragen spielen für den Autor überhaupt gar keine Rolle. Sicherlich, spannend ist, wie das Neue Testament mit jüdischen Augen gelesen wird, viele Verweise innerhalb der Schriften finden sich ebenfalls. Aber: Wirklich wissenschaftlich ist dieser Kommentar dennoch nicht.

David H. Stern: Kommentar zum jüdischen Neuen Testament
SCM 2. Aufl. 2017, 1388 Seiten, EUR 58,40

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