Von Benedikt Bögle
Maria Magdalena war sich im Lauf der Kirchengeschichte immer besonderen Interesses sicher. Das lag wohl auch daran, dass für die Evangelien die große Bedeutung dieser Frau feststeht, wir aber kaum mehr über sie wissen. Dürfen wir sie mit einer Prostituierten gleichsetzten oder nicht? Ist sie die Frau mit den sieben Dämonen oder nicht? So blass Maria bleibt, so sehr wird ihre Person etwa im Johannesevangelium auch mit Leben erfüllt. Maria ist die Zeugin der Auferstehung, sie trägt die frohe Botschaft weiter an ihre Jünger. Das hat ihr auch den Titel „Apostelin der Apostel“ eingetragen. Eine Beschäftigung der besonderen Art bietet ein neu Patmos erschienenes Werk des verstorbenen Carlo Maria Martini: „Maria Magdalena. Von der Liebe im Übermaß“.

Es handelt sich dabei um die Niederschrift von Vorträgen, die der Kardinal zwischen den Jahren 2006 und 2007 im Rahmen von Exerzitien für Frauen des „Ordo Virginum“ aus Mailand in Israel gehalten hat. Sie sind nun zum ersten Mal in deutscher Übersetzung erschienen. Den Texten merkt man den Charakter der geistlichen Begleitung sicherlich an – es handelt sich weder um eine bibelwissenschaftliche noch um eine kirchenhistorische Arbeit. Der Kardinal macht sich vielmehr auf die Suche nach den Spuren der Maria Magdalena, fragt, was die Schrift denn eigentlich über diese wichtige Frau zu sagen hat.
Sodann entfaltet er einzelne Aspekte der Heiligen und fragt nach ihrem Vorbild für die heutige Zeit. Der Band bietet sich für private Exerzitien an, als Lesebuch oder auch einfach als Entdeckungsreise auf den Spuren der Apostelin der Apostel. Es ist ein Leitfaden für die Freundschaft mit Jesus – und für die Liebe im Übermaß.
Carlo Maria Martini: Maria Magdalena. Von der Liebe im Übermaß
Patmos 2019, 206 Seiten, EUR 20