Von Benedikt Bögle
Die Philosophie der antiken Stoa übt bis heute einen gewissen Reiz auf die Menschen aus. Große Philosophen stehen für diesen Versuch, die eigenen Begierden und Leidenschaften zu bekämpfen und mit Gelassenheit den Widrigkeiten des Lebens zu begegnen. Einer der wichtigsten Vertreter der Stoa war Epiktet. Er war Sklave, wurde freigelassen und lehrte als Philosoph die Gedanken der Stoa.

In seinem „Handbüchlein der Moral“, das bei Reclam erschienen ist, versammeln sich Aphorismen, die ein Schüler des Meisters gesammelt hat und die seine stoische Philosophie widerspiegeln, den Versuch, dem Leid regungslos zu begegnen. Diese Philosophie wurde viel bewundert, gleichzeitig zeigt sie aber bei Epiktet auch eine unmenschliche Seite. Der Philosoph lehrt etwa, auch dem Tod geliebter Angehöriger mit Gleichmut zu begegnen. Sicherlich, das mag Leid verhindern. Aber ist es menschlich?
So oder so: Die stoische Philosophie hat über zweitausend Jahre hinweg immer wieder Anhänger gefunden, die sich mit ihrer Hilfe auf die Suche nach einem Leben ohne Leid machen wollten. Auch heute dürfte diese Philosophie für viele attraktiv bleiben. Wer einen Vorgeschmack haben möchte, kann sich gut an diesen dünnen, einführenden Band halten.
Epiktet: Das Handbüchlein der Moral. Aus dem Griechischen übersetzt von Kurt Steinmann
Reclam 2014, 71 Seiten, EUR 5