Von Benedikt Bögle
„Was soll man lesen?“ Eine wirklich gewichtige Frage. Was lohnt es, zu lesen? Oder anders gefragt: Welche Bücher sollte man lesen? Eine Frage, die klassischerweise „Kanones“ beantworten; „Richtschnüre“ im wörtlichen Sinne, Listen unbedingt lesenswerter Bücher. Einen solchen Kanon hat nun auch der Literaturkritiker Denis Scheck veröffentlicht: „Schecks Kanon. Die 100 wichtigsten Werke der Weltliteratur“ ist bei Piper erschienen.

Was ist der Maßstab, um in diesen Kanon aufgenommen zu werden? „Es gibt in meinen Augen nur einen echten Goldstandard in der Literatur: Zur Weltliteratur zählt für mich ein Werk dann, wenn es meinen Blick auf die Welt nachhaltig verändert“, schreibt Scheck. Das zeigt schon: Ein Kanon muss subjektiv sein. Was den Blick des einen auf die Welt verändert, mag einen anderen ja kalt lassen. „Jedes der hundert hier besprochenen Werke musste sich die Frage gefallen lasen, worin bitte schön seine Größe nach ästhetischen Kriterien besteht, aber auch die Frage nach dem, wofür es steht“.
Die 100 Bücher bespricht Scheck kurz, er gibt den Inhalt wieder, ordnet den Autor ein und begründet genau das: Warum hat dieses Buch es verdient, im Kanon aufgenommen zu werden? Begleitet werden diese Texte von Illustrationen von Torben Kuhlmann. Natürlich ist dieser Kanon subjektiv. Goethe ist mit Faust vertreten – natürlich erwartbar und mehr als verdient. Schiller hingegen fehlt. Während Tim und Struppi einen Platz finden, hätten andere diesen vielleicht eher der Reihe um Asterix und Obelix zugedacht. Muss Albert Camus mit „Der Fremde“ vertreten sein oder könnte es auch „Die Pest“ sein? Das alles sind subjektive Fragen, natürlich. Ein wunderbarer Band liegt hier dennoch vor. Schöne Texte, spannende Auswahl, auflockernde Illustrationen.
Denis Scheck: Schecks Kanon. Die 100 wichtigsten Werke der Weltliteratur
Piper 2019, 480 Seiten ,EUR 25