Von Benedikt Bögle
Unsere Demokratie befindet sich in der Krise. Nicht nur in Europa, auch in den USA: Populisten feiern immer größere Erfolge, weil ein großer Teil der Wähler ihren einfachen Antworten auf komplizierte Fragen vertraut. Steht die Demokratie also vor dem Ende? Mit dieser Frage beschäftigt sich Yascha Mount: „Der Zerfall der Demokratie. Wie der Populismus den Rechtsstaat bedroht“ ist bei Droemer in München erschienen. Mounk ist Politikwissenschaftler an der Universität von Harvard. Er zeigt zunächst: Wir haben uns daran gewöhnt, in einer liberalen Demokratie zu leben und haben lange geglaubt, unsere demokratischen Systeme seien so konsolidiert, dass ihr Zerfällt nicht denkbar schien.

Mounk erinnert daran, dass eine Demokratie nicht zwangsläufig liberal sein muss. Liberal ist eine Demokratie, wenn sie auch die Rechte von Minderheiten achtet. Die Mehrheit entscheidet zwar, ist sich aber immer der Minderheit bewusst, die sich nicht durchsetzen kann. Eine Demokratie kann nun liberal sein – muss es aber nicht. Ungarn etwa hat einen demokratisch legitimierten Ministerpräsident, der sich allerdings deutlich gegen eine liberale Demokratie ausspricht. Trump wurde ebenfalls gewählt. Das zeigt: Nicht unbedingt die Demokratie ist gefährdet, sonder vor allem die Liberalität.
Sascha Mounk versucht in seinem Werk weiter, die Gründe dafür aufzuzeigen und zu erklären: Soziale Medien, Zuwanderung, wirtschaftliche Sorgen. Ebenfalls präsentiert er Gegenmittel: Die Anhänger der liberalen Demokratie müssen stärker für ihre Werte einstehen. Die Wirtschaft muss saniert und bezahlbarer Wohnraum geschaffen werden. Mounk hat ein sehr spannendes Buch vorgelegt. Unterhaltsam berichtet er über die Krise, ohne in Schwarzmalerei zu verfallen oder den Weltuntergang an die Wand zu malen. Klar ist nur nach der Lektüre: Die liberale Demokratie steht an der Kippe.
Yascha Mounk: „Der Zerfall der Demokratie. Wie der Populismus den Rechtsstaat bedroht“
Droemer 2018, 360 Seiten, EUR 12