Graf Dracula – Damals und heute

Von Benedikt Bögle

Spätestens Bram Stokers weltberühmter Roman „Dracula“ verband zwei Mythen untrennbar miteinander: Auf der einen Seite stehen die Vampire – tote Menschen, die gleichwohl ihr Grab verlassen können. Sie ernähren sich von Menschenblut und reißen so immer mehr Menschen in die Existenz zwischen Leben und Tod, Licht und Finsternis. Auf der anderen Seite ist da eine ganz reale Person: Der walachische Graf Dracula, der tatsächlich gelebt hat. Diesen beiden Erzählsträngen, aber auch ihrer Verbindung geht eine Monographie des emeritierten Geschichtswissenschaftlers Heiko Haumann nach: „Dracula. Leben und Legende“, erscheinen bei C.H. Beck Wissen.

Zunächst: Graf Dracula. Als Vlad Draculea herrschte immer wieder und immer wieder unterbrochen über das Fürstentum Walachei, stellte sich dem osmanischen Reich entgegen – und ist bis heute für seine Grausamkeit bekannt. Eine Tatsache, die so leicht gar nicht beweisbar ist, wie Haumann zeigt. Vlad Draculea bestrafte zwar immer wieder Menschen durch die Hinrichtungsart des „Pfählens“. Das indes war auch im 15. Jahrhundert nicht unbedingt eine Seltenheit; nur weil ein Herrscher diese Methode zur Hinrichtung wählte, konnte er nicht automatisch als besonders grausam gelten.

Copyright: C.H. Beck

Und doch führte die Grausamkeit Draculeas wohl dazu, dass lokale Mythen, aber auch die Dichtung des 18. Jahrhunderts ihn zum Vampir, ja, zum Urvater aller vampirischen Wesen stilisierten. Dem geht Heiko Haumann im zweiten Teil seines Buches nach und zeigt: Der Glaube an Vampire im weiteren Sinn – an Wesen, die als Untote aus dem Grab heraus kommen und sich auf welche Weise auch immer von den noch Lebenden ernähren – ist in ganz Europa immer wieder bekannt. So geht Haumann der ebenfalls sehr spannenden Geschichte nach, wie der Mythos vom Vampir immer beliebter wurde und in Romanen wie dem von Bram Stoker zu einem Höhepunkt kam. Ein sehr informatives Buch, das Dichtung und Wahrheit gleichermaßen beleuchtet.

Heiko Haumann: Dracula. Leben und Legende
C.H. Beck 2011, 128 Seiten, EUR 8,95

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