Von Benedikt Bögle
In Rom wird ein Passant von einem Transporter überfahren. Ein Unfall? Wohl kaum – zwei Polizisten beobachten den Vorfall und verfolgen den Fahrer. Der liefert sich ein Wettrennen mit den Polizisten, bis sich sein Wagen überschlägt und er stirbt. In der Wohnung des Täters finden die Ermittler Hinweise auf die Zugehörigkeit des Fahrers zu einem Camorra-Clan, der vermeintliche Unfall war ein Auftragsmord. Beim Opfer, einem Beamten des Zollamts, werden Papiere einer Wohltätigkeitsorganisation gefunden. Was hatte der Beamte zu verbergen? Gleichzeitig, immer wieder mit der parallelen Handlung verwoben, machen die Mitarbeiter des Weihbischofs von Neapel eine erstaunliche Entdeckung: Sie finden einen Brief des berühmten Archäologen Winckelmann. Darin berichtet er, das Grab Alexanders des Großen gefunden zu haben. Kann das wirklich sein? „Hochamt in Neapel“ ist ein historischer, gleichzeitig aber mehr als aktueller und politischer Kriminalroman.

© C.H. Beck
Es geht um Umweltverbrechen und den IS-Terror, Pädophilie und den Einfluss der italienischen Mafia, die sozialen Probleme in und um Neapel. Stefan von der Lahr schafft es, die unterschiedlichen Handlungsstränge miteinander zu verbinden und zu einem spannenden und schnellen Krimi zusammenzuführen. Auch wenn es unwahrscheinlich klingt: Aus der Rolle der Kirche in Süditalien, einem archäologischen Rätsel, einem neapolitanischen Geheimbund und der Syrien-Krise wird ein fesselnder Roman. Besonders einfühlsam schildert von der Lahn die Rolle der Kirche für die sozialen Probleme in Neapel. Da sind verbrecherische Priester, die der Mafia zuarbeiten, aber auch geradezu heiligmäßige Männer, die ihr Leben für die Armen einsetzen. So wird aus dem Krimi auch noch eine wunderbare Charakterstudie. Erschienen ist „Hochamt in Neapel“ bei C.H. Beck, wo der Althistoriker Stefan von der Lahn seit mehr als 25 Jahren als Lektor arbeitet. Hoffentlich gibt es in Zukunft noch mehr von ihm zu lesen.
Stefan von der Lahr: Hochamt in Neapel
C.H. Beck 2019, 365 Seiten, EUR 19,95
Ein Kommentar zu „Hochamt in Neapel“