Von Benedikt Bögle
Isidor Rattenhuber stottert. Seine Eltern streiten sich andauernd, haben keine Zeit für ihren Sohn. Der ungeliebten Kindheit kann Isidor durch den Pfarrer seines Heimatdorfes Dorfham entfliehen: Er ermöglicht ihm den Besuch des Gymnasiums. Isidor tritt in das Priesterseminar in Passau ein und wird zum Priester geweiht. Es folgen viele Jahre als einfacher Dorfpfarrer. Diese Geschichte erzählt Petra Morsbach in ihrem Roman „Gottesdiener“, erschienen beim Penguin-Verlag. Morsbach verbindet die Geschichte und Gegenwart ihres fiktiven Protagonisten miteinander, die Geschichte eines Priesters, der während des Zweiten Vatikanischen Konzils studierte und die ersten Schritte als Priester in einer bewegten kirchlichen Zeit tun durfte.

Morsbach erzählt ganz nüchtern vom Alltag eines Priesters: Von Vereinsversammlungen und Bußgottesdiensten, Abendmessen und Wallfahrten. So vieles findet in diesem hervorragenden Buch Platz: Seelsorge im Altenheim und Schulunterricht, moderne Kunst und der bisweilen aufflammende Widerwille der Gläubigen dagegen, Einsamkeit und Überforderung, Berufung und Verzweiflung. Ein tiefgründiges Buch, das sich ernsthaft mit dem Beruf des Priesters beschäftigt: Nicht spöttisch, nicht eifernd, ganz nüchtern. Ein Buch über die Suche nach Gott, über Sünden und Erlösung – hervorragend
Petra Morsbach: Gottesdiener
Penguin 2018, 404 Seiten, EUR 12
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