Schmoeckel: Erbrecht

Von Benedikt Bögle

Auch wenn das Erbrecht im Studienverlauf eines Juristen in den meisten Fällen nicht den Schwerpunkt ausmachen dürfte, zählt es doch zum Pflichtstoff und eignet sich auch als Aufhänger für allgemeine zivilrechtliche Prüfungen aus dem Schuldrecht etwa oder aus dem Sachenrecht. Eine Einführung in die Materie des Erbrechts bietet Professor Matthias Schmoeckel in seinem bei Nomos in fünfter Auflage erschienenen Lehrbuch.

Der Aufbau des Lehrbuches ist eher ungewöhnlich. Statt mit der gesetzlichen oder der gewillkürten Erbfolge beginnt Schmoeckel mit dem Tod des Erblassers und den aus Sicht der Erben dann zu unternehmenden Schritten: Es geht um die Erbschaftssteuer, das Nachlassverfahren oder etwa die Möglichkeit, eine Erbschaft auszuschlagen. Erst im Anschluss daran kommen mit gesetzlicher und gewillkürter Erbfolge die eher klassischen Themen des Erbrechts. Dieser etwas andere Aufbau hat durchaus seine Vorteile: Regelmäßig wendet man dem Beginn eines Lehrbuches die größere Aufmerksamkeit zu als dem Ende. So sind die aus Erbensicht regelmäßig wichtigen Themen als Auftakt gestaltet. Dem Autor geht es dabei immer auch darum, bestimmte Ausgestaltungen des deutschen Erbrechts historisch und systematisch einzuordnen.

Copyright: Nomos

Jeder Paragraph beginnt mit einer kurzen Frage. Die Sittenwidrigkeit letztwilliger Verfügungen etwa beginnt mit der Einleitung: „E will die alte Familienthora nur dem Kind hinterlassen, das mosaischen Glaubens ist und macht dies zur Bedingung. Ist sie gültig?“ Am Ende des Kapitels findet sich dann die Antwort. So kann der Leser sich selbst kontrollieren: Hätte er nach Studium der entsprechenden Ausführungen die einleitende Fragen beantworten können? Ebenso finden sich am Ende der Paragraphen weitere Fragen zur Wiederholung und Vertiefung, die am Ende des Bandes aufgelöst werden – auch das bietet eine gute Gelegenheit, nicht nur oberflächlich zu lesen, sondern das Gelesene auch zu verstehen und seinen eigenen Wissensstand zu kontrollieren.

Leider werden (auch etwas umfangreichere) Fälle nicht so sehr in die Ausführungen des Lehrbuches eingebunden, als das in anderen Darstellungen der Materie üblich ist. Gerade bei der gesetzlichen Erbfolge oder auch den Pflichtanteilen mit oftmals etwas unübersichtlichen Familienkonstellationen hätte die ein oder andere bildliche Darstellung sicher nicht geschadet; ihr Fehlen indes tut den Darstellungen auch keinen großen Abbruch. Ein gelungenes Lehrbuch, das als Einstieg in die Materie sicherlich ebenso dienen kann wie für die Vorbereitung auf das Examen hin. Immerhin: Erbrecht ist Pflichtstoff.

Matthias Schmoeckel: Erbrecht
5. Auflage, Nomos 2019, 314 Seiten, EUR 26

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