Von Benedikt Bögle
Gendern. Ein Wort, das ganz unterschiedliche Gefühle wecken kann. Ein Teil der Bevölkerung scheint der Ansicht zu sein, dass eine gendergerechte Sprache auf jeden Fall durchgesetzt werden muss – fraglich ist dann vielleicht nur noch, wie genau das geschehen soll. Ein anderer Teil der Stimmen ist zurückhalten bis ablehnend. Wie steht es nun um gendergerechte Sprache? Der Journalist sträubt sich bisweilen, in jedem Artikel von Studentinnen und Studenten, StudentInnen, Student_innen oder Student*innen zu sprechen. Schön ist das nicht, schön ist auch die Rede von den Studierenden oder Teilnehmenden nicht. Der Duden-Verlag hat nun diese Debatte aufgegriffen: In „Gendern?! Gleichberechtigung in der Sprache – ein Für und Wider“ bekommen zwei junge Journalistinnen eine Stimme.
Anne Wizorek spricht sich für die gendergerechte Sprache aus. Sie berät digitale Medien und ist Autorin . Sie schreibt: „In unserem Sprechen drücken wir stets unsere eigene Vorstellungswelt mit aus und beeinflussen, wie eng oder weit wir die Grenzen dieser Welt stecken.“ Mit anderen Worten: Wer immer nur von Professoren spricht, bringt nicht nur seine innere Vorstellungswelt zum Ausdruck, in der eben meist Männer einen Lehrstuhl innehaben, sondern prägt auch genau diese Vorstellung weiter aus. Dazu kommen dann aber natürlich noch weitere Ungerechtigkeiten unserer Sprache, etwa wenn im klassischen Sprechen und Schreiben Menschen nicht mitgemeint sind, die sich weder als weiblich noch als männlich verstehen. Ein deutliches Ja zur gendergerechten Sprache.

Kritischer ist Hannah Lühmann, Journalistin bei der WELT. Den Standpunkt der Befürworter fasst sie gut zusammen: „Bei dem Satz „Die Astronauten steigen aus dem Raumschiff“ würden etwa vor dem inneren Auge nur aus dem Raumschiff aussteigende Männer auftauchen. Da wir uns, so geht die Argumentation weiter, eine Welt wünschen, in der Vorstellung eines weiblichen Astronauten genauso naheliegend und natürlich ist wie die eines männlichen, sei das generische Maskulinum problematisch. Es reproduziere eine Denktradition, in der das Männliche als der gleichsam neutrale Normalfall und das Weibliche als seine Ableitung gelte.“
Nur: Diese Meinung teilt die Autorin nicht. Gerechtigkeit in der Geschlechterfrage könne eben nicht einfach durch Sprache hergestellt werden. Die Welt wird nicht besser oder gerechter, wenn wir nur einfach anders schreiben und sprechen. Zwei Positionen, vereint in einem Buch: Ein erhellender Beitrag, unaufgeregt, sachlich – lesenswert.
Anne Wizorek / Hannah Lühmann: „Gendern?! Gleichberechtigung in der Sprache – ein Für und Wider“
Duden-Verlag 2018, 71 Seiten, EUR 8