Von Benedikt Bögle
Papst Franziskus begeistert die Menschen – Christen wie Angehörige anderer Religionsgemeinschaften. Gleichzeitig wächst die Kritik am Nachfolger Petri, gerade in der katholischen Kirche werden die Stimmen gegen Franziskus lauter. Auf der einen Seite muss er sich den Vorwurf der Häresie gefallen lassen, andererseits geht er vielen Katholiken nicht weit genug: Er spricht nur, verändere aber nichts. Diesen Vorwürfen wollten sich die beiden Theologen Paul Zulehner und Thomáš Halík entgegenstellen: Sie verfassten einen öffentlichen Brief, in dem sie ihre Sympathie für den Papstes offen kundtaten. Gleichzeitig riefen sie dazu auf, mit Unterschriften ihr Anliegen und das Schreiben an den Papst zu unterstützen. Mit Erfolg, 75.000 Unterschriften kamen zusammen. Sie sind der Ansicht: „Papst Franziskus ist nun fünf Jahre im Amt. Er setzt nicht nur Zeichen Er bewegt die Kirche.“ Und: „Ein neues Pfingsten ereignet sich.“
Damit noch nicht genug: Zulehner und Halík baten die unterzeichnenden Theologen um Essays, um dem Papst so „theologische Schützenhilfe“ zu geben. 150 Expertisen kamen zurück und die beiden Theologen wollten noch weiter schürfen. Sie erstellten eine Online-Umfrage, durch die sie die Meinung aller Unterstützer des Schreibens abfragten. Das Ergebnis der Essays sowie der Umfrage liegt nun auch in gedruckter Form vor: „Pro Pope Francis. Weltweite Unterstützung für den Papst aus dem Kirchenvolk“, erschienen bei Patmos. Im Zentrum steht die von den Autoren skizzierte Theologie von Papst Franziskus. In dessen Zentrum sehen sie eine Kirche, die nicht „bloß lehrt, sondern auch lernt.“

Zulehner und Halík stellen darin nicht nur das interessante Ergebnis ihrer Online-Umfrage vor, sondern bündeln auch die Essays der Theologinnen und Theologen. Thematisch sortiert stellen sie vor, was die Unterstützer des offenen Briefes zur Theologie des aktuellen Pontifikates denken. Entstanden ist ein Nachschlagewerk zu theologischen und kirchenpolitischen Fragen. Kaum eine der momentan bedeutsamen Debatten wird dabei ausgespart. Die Autoren beschäftigen sich etwa mit den für die Kirche relevanten Auswirkungen der Globalisierung: Migration und Streben nach Frieden, Ehe und Familie in der modernen Welt oder die Herausforderung der Kirche durch den Islam. Positiv bewertet wird vor allem der Leitungsstil des Papstes: „Klerikalismus ist ihm zuwider. Zentralismus ebenso, Dagegen setzt er auf eine prozesshafte, bestens geleitete Synodalität.“
Die Autoren erkennen, dass die Kirche je nach Kontinenten eigene Herausforderungen hat und gehen auf die aktuellen Probleme ein. Auch die Debatte um die Ordination von Frauen oder den Zölibat findet Raum. Eine Befragte etwa schreibt: „Nicht der Zugang von Frauen zu den kirchlichen Diensten und Ämtern ist begründungspflichtig, sondern der Ausschluss.“ Angesichts der Fülle an Themen verwundert es nicht, dass wenig Neues gesagt wird. Und doch ist der vorliegende Band ein lebendiger Beweis für die hohe Aktualität der Theologie von Papst Franziskus. Er gebietet jenen Stimmen Schweigen, die in Franziskus einen Kirchenmann ohne besondere Theologie sehen wollen und zeigen gleichzeitig, wo nach Ansicht der unterstützenden Theologinnen und Theologen noch Handlungsbedarf ist.
Zulehner, Paul M. / Halík, Thomáš: Pro Pope Francis. Weltweite Unterstützung für den Papst aus dem Kirchenvolk.
Patmos 2018, 372 Seiten, EUR 20
Diese Rezension ist zugleich in der April-Ausgabe der Stimmen der Zeit erschienen.