Von Benedikt Bögle
Die Bibel ist das Buch des Lebens – nach zweitausend Jahren aber nicht mehr immer ganz einfach zu verstehen. Viele Umstände, Bräuche oder Gedankenwelten der Antike sind heute unbekannt, für das Verständnis biblischer Texte aber sehr entscheidend. Dazu kommen verschiedene literaturwissenschaftliche Fragen, die die Texte der Heiligen Schrift erleuchten können: Wann wurden etwa die Briefe des Apostels Paulus geschrieben? Wer könnten die Autoren der vier Evangelien sein? In welchem Verhältnis stehen sie zueinander? All diese Fragen erklärt nun ein Einführungswerk von Ulrich Luz, dem emeritierten Professor für das Neue Testament in Bern: „Das Neue Testament. Wer, was, wo für Einsteiger“. Ulrich Luz wollte bewusst nicht für Theologen schreiben, sondern für Interessierte, die sich auch ohne akademisches Studium näher mit dem Neuen Testament beschäftigen wollen.
Um eine für alle verständliche Sprache zu garantieren, scharte Luz eben solche interessierte Laien um sich, die die Entstehung des Buches begleiteten und dabei auf gute Verständlichkeit achteten. Entstanden ist ein Buch, das in 73 kleinen Kapiteln – keines überschreitet zwei Seiten – viele Fragen rund um das Neue Testament beantwortet. Die Sprache ist tatsächlich einfach verständlich und fordert kaum Vorwissen. Zu Beginn des Werkes stehen allgemeine Fragen, die Zeit und Umwelt Jesu wird ebenso behandelt, wie die groben Aussagen über Jesus Christus und ihre Verlässlichkeit. Darauf folgen Ausführungen zu allen Büchern des Neuen Testament. Trotz der Knappheit seiner Darstellungen informiert Ulrich Luz hervorragend über den aktuellen Forschungsstand zu Entstehungszeit und Autorenschaft der neutestamentlichen Bücher.

Beinahe würde man sich wünschen, auch das Alte Testament hätte in diesem kleinen Band noch seinen Platz gefunden. Wünschenswert wäre auch hier eine kurze Übersicht über die biblischen Bücher in ihrer Entstehungsgeschichte, um die Lektüre heute zu bereichern. Dass Luz auch in seinen Ausführungen zum Neuen Testament immer die ganze Heilige Schrift im Blick hat, wird deutlich: „Meine Hoffnung ist, dass die Kirchen zur Einsicht gekommen sind, dass es ohne Altes Testament keine christliche Kirche geben kann. Dabei ist ihr Altes Testament immer auch – und sogar in erster Linie – die Bibel Israels: Der jüdisch-christliche Dialog ist meines Erachtens für jede Kirche grundlegend, die sich auf den Juden Jesus als ihren Herrn beruft“, schreibt der evangelische Theologe. An anderer Stelle schreibt er im Blick auf das Matthäusevangelium: „Wir Christen aus den Völkern sind aus seiner Sich nur „Adoptivkinder“ des Gottes Israel. Das zu wissen, macht bescheiden, gerade auch im jüdisch-christlichen Dialog.“
Ulrich Luz ist ein gutes Buch gelungen, dass allen empfohlen sei, die sich gerne und intensiv mit dem Neuen Testament beschäftigen. Die Texte sind verständlich und vor allem Kapitel für Kapitel zu lesen, je nach Bedürfnis oder Interesse. Erschienen ist das Werk 2018 beim Patmosverlag und dem Theologischen Verlag Zürich.
Ulrich Luz: Das Neue Testament. Wer, was, wo für Einsteiger. Unter Mitarbeiter von Nicht-Theologinnen und Nicht-Theologen.
Patmos / TVZ Theologischer Verlag Zürich 2018
187 Seiten, EUR 19