Papst Paul VI.

Von Benedikt Bögle

Papst Paul VI. übernahm die Leitung der Kirche in einer spannenden Zeit: Als er 1963 zum Oberhaupt der katholischen Kirche gewählt wurde, war das Zweite Vatikanische Konzil in vollem Gange. Er musste es zu einem erfolgreichen Ende führen und gleichzeitig die Kirche weiter in die moderne Welt leiten. Keine leichte Aufgabe. Von den Schwierigkeiten, mit denen Paul VI. kämpfen musste, legt nun ein Band Zeugnis ab, der unterschiedliche Dokumente aus dem Pontifikat als Faksimile und in deutscher Übersetzung präsentiert: „Papst Paul VI. Segeln im Gegenwind“, erschienen im Patmos-Verlag, zusammengestellt von Leonardo Sapienza.

Unterschiedliche Themen werden durch die Auswahl an Dokumenten angerissen. So etwa der Blick, den Papst Paul VI. auf das Petrusamt hatte: „Die Stellung ist einzigartig. Das heißt, dass sie mich in eine extreme Einsamkeit versetzt. Sie war vorher schon groß, nun ist sie umfassend und entsetzlich. Sie ist schwindelerregend.“ Diese einzigartige Stellung brachte dem Papst auch viel Kritik entgegen. Besonders seine Enzyklika „Humanae vitae“ stieß auf breiten Widerstand. Seine Lehre verteidigt der Papst: „Sie orientiert ich an der unantastbare Lehre des Evangeliums, die die Normen des Naturgesetzes und die unüberhörbaren Forderungen des Gewissens hinsichtlich der Achtung des Lebens bekräftigt, dessen Weitergabe einer verantwortlichen Vater- und Mutterschaft anvertraut ist.“

© Patmos-Verlag

Neben öffentlichen Äußerungen kommen auch bislang unveröffentlichte Dokumente zu Wort. Besonders eindrücklich ist hier das Protokoll eines Treffens zwischen Papst Paul VI. und Marcel Lefebvre, dem Anführer der schismatischen Pius-Brüder. Man merkt den Willen des Papstes, die Kirchenspaltung zu überwinden, die Bemühungen, positiv auf Lefebvre einwirken zu können – ohne Erfolg. Wie viele andere Dokumente des Bandes zeichnet es das Bild des Menschen Paul – in aller Spannung und aller Zerißenheit.

Besonders positiv ist herauszustellen, dass die Kommentare des Herausgebers sehr sparsam ausfallen. Immer wieder führen sie Texte ein, schildern knapp die historische Situation der jeweiligen Äußerungen, wachsen aber nicht zur eigenständigen Monographie aus, sondern geben den Dokumenten den verdiente Raum. Damit sei „Segeln im Gegenwind“ allen kirchenhistorisch und kirchenpolitisch interessierten Lesern empfohlen – als Zeitzeugnis wie als Einführung in Leben und Wirken und Papst Paul VI.

Papst Paul VI.: Segeln im Gegenwind. Dokumente eines bewegten Pontifikats.
Patmos-Verlag 2018, 288 Seiten
EUR 24

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